Portrait Gastgeber für den Motorgeräte-Händlerkongress der BuFa-Mot im Herbst 2024 war Remarc. Eine tolle Gelegenheit, einen Blick in das neue Werk in Uplengen zu werfen. Ausgestattet mit jeder Menge moderner Technik soll es Fremdaufträge anziehen und so als zweites Standbein die Auslastung sichern.
Totgesagte leben länger. Dieses Motto trifft auf Remarc definitiv zu. Gleich in mehrerlei Hinsicht und zu wiederholtem Male wusste und weiß der Familienbetrieb aus dem ostfriesischen Leer in jüngerer Vergangenheit zu überraschen. Erstmals etwa, als man im Sommer 2020 gemeinsam mit der chinesischen Globe-Group, heute Globe Technologies, deren 2018 getätigten 70-Prozent-Einstieg bei der Cramer GmbH rückabwickelte. Es war, wie es hieß, nicht gelungen, ein gemeinsames Geschäft aufzubauen, von dem sich auch Cramer Synergien vor allem beim Einstieg in das Akkusegment erhofft hatte. Man trennte sich einvernehmlich. Zwar gab der ostfriesische Mittelständler in diesem Zug seinen Namen her - die Marke Cramer steht heute für Akkugeräte made in China. Dennoch blieben die damaligen Geschäftsführer Achim Peters und Andreas Bruhns ganz bei sich. Pragmatisch drehten sie den Spieß, bzw. in diesem Fall den Namen, um und firmierten ab 2021 als Remarc GmbH. Gewöhnungsbedürftig vielleicht für den einen oder anderen langjährigen Marktbegleiter, aber auch kein Beinbruch. Als kleine, aber feine Geräteschmiede blieb man seinen Wurzeln treu und widmete sich wieder dem Tagesgeschäft. Auch ein Neubauprojekt wurde realisiert. 2023 eröffnete Remarc in der Gemeinde Uplengen bei Leer eine neue Fabrik. Eine Millioneninvestition. Dann im Sommer 2024 erneute Hiobsbotschaften: Remarc könne die Gehälter nicht zahlen, hieß es. Die ersten lokalen Medien läuteten bereits das Ende ein.
Solide Nischenprodukte
„Alles halb so wild“, beruhigte Andreas Bruns Mitte November 2024 anlässlich des Motorgeräte-Händlerkongress der BuFa-Mot, für den Remarc in diesem Jahr den Gastgeber gab. Tatsächlich boten weder er, sein Team oder der Blick in die neue Produktionsstätte Anlass zur Sorge. Ja, es habe im Sommer einen Engpass gegeben, räumte Bruns ein, doch die Gerüchte konnten schnell entkräftet werden (Motorist berichtete). Von einer Krise jedenfalls war bei der Vor-Ort Visite im November keine Spur. Im Gegenteil sei das Herbstgeschäft gut angelaufen und auch sonst sieht sich Remarc mit seinen Nischenprodukten solide positioniert. Langlebigkeit, Robustheit und Qualität: Dafür steht Remarc nach den Worten von Andreas Bruns, der seit 2021 alleiniger Geschäftsführer ist.
100 Prozent made in Germany
Alle Remarc Maschinen werden vor Ort hergestellt. Das Team ist schon viele Jahre an Bord, sei gut ausgebildet, zuverlässig und hoch motiviert, so Bruns. Sein Qualitätsversprechen gilt nicht nur für das eigene Fabrikat. Selbstbewusst wirbt Remarc heute als „Fabrik für Gartengeräte und Metallbau“. Denn das neue Werk in Uplengen war von Anfang an auch als Stätte für Auftragsfertigungen konzipiert. Mit dem fast 10.000 qm großen Neubau hat Remarc seine Möglichkeiten deutlich erweitert. Räumlichkeiten und Ausstattung erlauben es Bruns und seiner Mannschaft nun auch, für Externe zu fertigen. Das Spektrum reicht von Konstruktionsdienstleistungen über den Metallbau und die Oberflächentechnik bis zur Montage. Was dabei möglich ist, erfuhren die Kongressteilnehmer und auch Motorist Mitte November beim Rundgang durch die neuen Hallen. Stolz ist Remarc so etwa auf sein neues, äußerst energiesparendes und schnelles Lasersystem: Die Bystronic Laseranlage mit Glasfasertechnik erlaubt das gratfreie Lasern mit Stickstoff bis zu einer Plattenstärke von 8 mm. Mit Sauerstoff können Bauteile bis zu einer Stärke von 12 mm bearbeitet werden und das bis zu einer Plattengröße von 2980 mm bis 1480 mm. Gelasert werden können Stahl, Edelstahl, Aluminium, verzinktes Blech und Kupfer. Ein Regal- und Wechseltischsystem erhöht den Automatisierungsgrad und die Effizienz.
Schweißen, Kanten, Wuchten, Pressen
Beim Schweißen erleichtern zwei Roboter die Arbeit. Die beiden Maschinen der Marken Severt bzw. Cloos garantieren präzise und schnelle Ergebnisse und gleichbleibende Nähte, was insbesondere bei schnelldrehenden Teilen von Bedeutung ist. Auch hier unterstützt ein Zwei-Kammer-System für kürzere Durchlaufzeiten. Ergänzt wird die Abteilung durch händisches Schweißen. Auch die beiden Kantbänke, die es auf eine Leistung von 80 bzw. 250 Tonnen bringen, bieten viele Möglichkeiten. Dazu können in der neuen Fabrik von Remarc Bauteile gewuchtet und Profile gerichtet werden, dies sogar bis zu einer Presskraft von bis zu 30 Tonnen. „Alle Geräte, die wir hier fertigen, erfüllen die Hand-/Arm-Schwingungsvorgaben für den Profieinsatz und auch für Firmen, die Prototypen entwickeln und Schwingungswerte genau dokumentieren müssen, ist diese Option sehr interessant“, erklärt Jörg Kollecker, Marketing- und Vertriebsleiter von Remarc, beim Rundgang. Der führt direkt weiter zu einer neuen, modernen Pulverbeschichtungsanlage. Diese erlaubt die individuelle Farbgebung nach Kundenwunsch für alle 194 RAL „Classic“ Unifarben in matt und glänzend und dies in Polyester oder Epoxidharz. Alle Pantone-Farben sind - je nach Menge - anmischbar. „Damit ist die Anzahl von Farben, die wir abbilden können, nahezu unbegrenzt“, so Kollecker. Die Grundierung im Tauchbecken erreiche zudem auch schwer zugängliche Hohlräume, was einen guten Schutz vor Rost gewährleistet. Abgerundet wird das Remarc-Leistungsspektrum durch die händische Montage und auch Konstruktionsleistungen können im Werk in Anspruch genommen werden. All das schafft Anreize für Fremdaufträge – und wird nach den Worten von Bruns und Kollecker offensichtlich vom Markt auch so angenommen, was Remarc eine stabile Auslastung sichert.
Blick nach vorn
Was die eigene Fertigung anbelangt, schreitet man vor allem bei der Akkutechnik voran. Wie etliche andere Fabrikate der Branche setzt Remarc dabei auf die Powerheads und Batterien von EGO. In absehbarer Zeit werde man diese „so ziemlich bei allen eigenen Geräten“ einsetzen können, verspricht der Marketingleiter: „Wir glauben fest daran, dass dies die Zukunft ist.“ Nachhaltig bleibt man auch beim Thema Ersatzteile. Hier soll die Verfügbarkeit auch künftig sichergestellt sein. Alles in allem blickt Remarc optimistisch in die Zukunft. Und hofft dabei auch auf die Unterstützung des Fachhandels. „Wir wollen gemeinsam mit dem Handel Qualität verkaufen“, so Kollecker. „Dazu brauchen wir den Fachhandel, der unsere Produkte zeigt.“ Etwa den neuen Akkuhüter, den die Ostfriesen zur GaLaBau 2024 vorgestellt haben. In jedem Fall gehen Andreas Bruns und seiner Mannschaft die Ideen so schnell nicht aus. „Es hat definitiv Spaß gemacht, die neue Fabrik zu bauen“, erklärt dieser. Nun soll die Investition sich auszahlen.





