Baumkletterbedarf boomt. Auch entsprechendes Equipment ist gefragt. Um das an die Arboristen zu bringen, braucht es jedoch mehr als ein paar Sägen im Laden. Wer das Geschäft richtig angeht, kann vom Trend profitieren.
Spätestens seit Husqvarna im Oktober 2020 den Schulterschluss mit der Freeworker GmbH übte, hätte es klar sein müssen: Baumpflegebedarf ist mehr als nur ein Randsortiment. Die Ulmer haben das erkannt. Freeworker mit Sitz in Gilching ist einer der größten Fachhändlern für Baumpflege und Seilklettertechnik in Europa. Ob Bekleidung, persönliche Schutzausstattung, Kletterausrüstung, Rigging-Zubehör oder Handgeräte: Seit mehr als 20 Jahren versorgt das Unternehmen die grüne Branche mit Ausrüstung und Infos rund ums Baumklettern. Seit Herbst 2020 eben auch mit Motorsägen, Hochentastern, Motorsensen, Trimmern, Heckenscheren, Laubbläsern, Zubehör und Ersatzteilen sowie Bekleidung von Husqvarna. Und das überwiegend im Versand. Dabei agiert Freeworker als Teil des Husqvarna Fachhandels-Netzwerks. Selbstverständlich erfülle Freeworker wie alle anderen autorisierten Husqvarna Fachhändler die im Fachhandelsvertrag festgelegten Anforderungen, zu denen u. a. die PDI (Pre-Delivery Inspection) bei der Übergabe einer Motorsäge oder After-Sales Services zählen, hieß es seinerzeit auf Anfrage von Motorist. Mittlerweile hat Freeworker dafür eigens eine Werkstatt aufgebaut. Aber dies nur am Rande. Denn nicht die Vertriebsstrategie von Husqvarna soll in diesem Beitrag im Vordergrund stehen, sondern das Sortiment an sich. Denn das hat Potenzial. Mit jedem Tag, an dem der Klimawandel voranschreitet, Stadt- und Gartenbäume austrocknen, Windbruch die Wegesicherung gefährdet oder in die Jahre gekommene Koniferen in viel zu kleinen Gärten Licht und Wasser nehmen, wächst der Markt.
Markt mit Potenzial
Das sieht nicht nur Sven Baumberger, Country Manager Deutschland bei Husqvarna, so, der bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit Freeworker gut angelaufen ist und sich weiter positiv entwickelt. Wohl auch, weil, wie Baumberger weiter ausführt, die neuen Husqvarna-Produkte für Baumpfleger und -kletterer optimal zum Sortiment von Freeworker passen. Auch Stihl erkennt Potenzial: „Aufgrund des Klimawandels rückt das Thema Baumpflege stärker in den Fokus, denn die Vitalität der heimischen Baumstruktur hat sich deutlich verschlechtert. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit geht es nicht mehr nur darum, kranke Bäume zu fällen, sondern sie durch entsprechende Pflegemaßnahmen zu erhalten. Das Thema Baumpflege hat dadurch deutlich an Bedeutung gewonnen. Hierzu sucht die Zielgruppe nach optimalen und auch schonenden Lösungen“, heißt es aus Waiblingen. Und Andreas Müller, Produktmanager Motorsägen bei der Stihl Vertriebszentrale in Dieburg, glaubt, dass das Segment weiterhin einen starken Wachstumskurs nehmen wird. Dass man da mit will und muss, ist klar.
Richtig ansprechen
Unübersehbar schlägt sich dies im Portfolio der einschlägigen Motorsägen-Anbieter nieder, egal ob Echo, EGO, Pellenc, Husqvarna oder Stihl. So sehen letztere u. a. ihre neuen besonders starken Akkusägen MSA 220 T und MSA 220 TC-O als für die Zielgruppe prädestiniert an. Husqvarna hat fünf ausgewiesene Arboristen-Sägen im Programm, Echo drei und auch Akku-Pure-Player EGO reitet auf der Welle. Doch mit guten Produkten allein wird man die oft unkonventionelle Klientel der Arboristen nicht gewinnen. Auch die Kundenansprache muss stimmen. Das beginnt schon bei der Außenwerbung. Baumkletterer sind tendenziell eher jung, affin für Social Media, gut vernetzt und pflegen ihre Community. Der gemeinsame Spirit spielt daher eine wichtige Rolle und den sollte man auch als Anbieter von entsprechendem Equipment transportieren können.
Vertrauenssache
Nicht zufällig versorgt sich die Branche bisher bei vielen Artikeln über Versender wie Freeworker, Freetree, Grube, Climbtools, timbertools oder Drayer - ebenfalls ein Branchenpionier. Ausschlaggebend für die Wahl des Versenders oder – weitergedacht – der Einkaufsstätte, ist das Vertrauen in die Kompetenz des Händlers. Denn Arboristen hängen in der Regel sprichwörtlich mit ihrem Leben in der Ausrüstung. Bei Motorsägen mag dies zwar eine untergeordnete Rolle spielen. Hier zählen vielmehr Gewicht, Handling und Bedienkomfort. Doch warum nicht gleich richtig punkten? Und warum nicht als Motorist?
Erfolgreiche Händlerbeispiele
Tatsächlich gibt es Beispiele aus der Branche, wo dies schon ganz gut funktioniert. Gartentechnik Küll aus Solingen hat sich zum Beispiel auf das Arboristen-Sortiment spezialisiert. Zugute kommt dem Familienbetrieb, dass einer der Söhne selbst Baumpfleger ist und weiß, was die Zielgruppe will. Das erschöpft sich keineswegs bei Vorführprodukten am Point of Sale. Auch gängiges Ergänzungssortiment wie insbesondere Bekleidung, spezielle PSA oder Seile sollten verfügbar sein. Ganz abgesehen von einer auf die Zielgruppe ausgelegten Präsentation. Denn das Image spielt ebenso eine Rolle. Das hat zum Beispiel Rene Didßun aus Wandlitz erkannt. Schon seit Jahren führt dieser neben Motorsägen und Zubehör von Husqvarna, Stihl und Oregon Bekleidung speziell für Arboristen, etwa von Pfanner und Arbortec. In den letzten 10 Jahren hat sich Didßun zudem sukzessive Expertise im Bereich Hardware aufgebaut. So bekommen Baumkletterer bei ihm auch Rigging-Material, Wurfbeutel und Ähnliches. Das hat sich herumgesprochen. Geschätzt 200 Arboristen zählt der Unternehmer aktuell zu seinen Kunden, viele davon nehmen Anfahrten von bis zu 70 Kilometern in Kauf, um bei ihm zu shoppen. Nicht selten wird sein Laden dabei zum Treff der Szene. Und das, obwohl es im 40 Kilometer entfernten Berlin durchaus Spezialgeschäfte für das Gewerk gibt und sicher auch den ein oder anderen Motoristen in der Nachbarschaft.
