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Bei Versicherungen steckt der Teufel häufig im Detail. In jedem Fall sollte die Police den aktuellen und individuellen Betriebsumständen entsprechen.

Unternehmensführung

17. July 2020 | Teilen auf:

Individueller Versicherungsschutz gefragt

Krisen schüren gemeinhin den Wunsch nach Sicherheit. Nicht selten wird in solchen Situationen der Versicherungsschutz hinterfragt. Das ist auch grundsätzlich kein Fehler. Denn viele Policen verlieren mit der Zeit an Deckungskraft – ganz einfach, weil sich das Geschäft verändert.

Ein Beispiel: Ein Betrieb wird gegründet. Der Inventarwert beträgt 100.000 Euro. So weit, so gut. Fünf Jahre später kommt es zu einem Neubau, eine Werkstatt mit Lagerhalle ergänzt das Geschäft. Der Inventarwert verdoppelt sich damit auf 200.000 Euro. Wieder zehn Jahre später geht das Unternehmen, das sich gut entwickelt hat, an den Sohn über. Der kann sich freuen. Denn nun liegt der Inventarwert bereits bei 400.000 Euro. Und die Freude hält an. Der junge Unternehmer hat ein Händchen fürs Geschäft und probiert sich in neuen Geschäftsfeldern. Erst sind es Mähroboter, dann kommen E-Bikes hinzu.

In nur wenigen Jahren hat sich der Inventarwert so auf eine halbe Million Euro summiert. Dann das Pech: Beim Laden eines Akkus über Nacht kommt es zum Brand. Der Schaden liegt bei 300.000 Euro. Zum Glück ist man versichert. Doch leider weicht die Erleichterung schnell der Ernüchterung: Weil man es nämlich versäumt hatte, die Versicherungssumme im Laufe der Jahre anzupassen , unterschreitet diese den tatsächlichen Versicherungswert erheblich. Im konkreten Beispiel um 80 Prozent. Das hat zur Folge, dass auch nur 20 Prozent des Schadens erstattet werden, nämlich 60.000 statt 300.000 Euro. Auf dem Rest bleibt der Unternehmer sitzen.

Reelles Szenario

Abwegig ist ein solches Szenario nicht, sagt Michael Persicke, wenn auch nicht immer gleich die große Katastrophe eintreten muss. Auch nichtigere Versicherungsfälle können Anlass zum Ärger geben. Der unabhängige Versicherungsmakler hat in seinen 25 Berufsjahren in der Branche schon so einiges erlebt. Von ungestillten Versicherungsforderungen, weil ein Schaden im Rahmen einer Reparatur beim Kunden vor Ort eingetreten ist, bis zu Wildschweinen, die plötzlich in Häusern standen und die Einrichtung verwüsteten.

All das sind durchaus Risiken, die diverse Versicherungen abdecken. Maßgeschneidert und passend sind, insbesondere je spezieller die Anforderungen werden, jedoch die wenigsten, meint Persicke. Gerade das Motoristen-Gewerbe ruft aus seiner Sicht durchaus viele Feinheiten auf. Angefangen von Klauseln wie dem Arbeiten auf fremden Grundstücken, etwa beim Verlegen von Rasenroboter-Kabeln oder der Reparatur landwirtschaftlicher oder kommunaler Maschinen direkt beim Kunden, über die Unterschlagung von Miet- und Vorführmaschinen bis zur erweiterten Deckung in der Betriebshaftpflicht. Denn gerade die schlichte Unterversicherung wie im Eingangsbeispiel ist ein reelles Szenario .

„Ich schlackere manchmal mit den Ohren, wenn ich höre, dass Unternehmer über den Winter bis zu 700 Mähroboter einlagern“ , so Persicke.

Man könne dann nur hoffen, dass auch der Versicherungsschutz darauf ausgelegt ist.

Gekürzte Leistungen

Gekürzt werden können Versicherungsleistungen jedoch auch, weil ein Verstoß gegen bestimmte Sicherheitsvorschriften vorgelegen hat oder grobe Fahrlässigkeit. Selbst eine fehlende, regelmäßig zu erbringende Prüfung elektrischer Anlagen, die in der Alltagsroutine jedoch häufig untergeht, ein in der Halle geparktes Fahrzeug oder nicht ausreichende Schlösser können im Schadensfall die Entschädigungssumme schmälern. Früher, so Persicke, wurden strittige Fragen in solchen Fällen häufig auf Kulanzbasis gelöst. Doch seit auch die Versicherungen unter dem Zinsverfall am Kapitalmarkt leiden, schaue man neuerdings genauer hin. Da hilft dann auch der gute Draht zum langjährigen Versicherungsberater vor Ort nicht. Denn, so Persicke: „Zum Schluss zählt immer, was im Vertrag steht.“

Individuelle Konzepte

Um gerade den versicherungstechnischen Bedürfnissen von Motoristen gerecht zu werden, hat er daher im vergangenen Jahr ein Konzept eigens für diese Berufsgruppe aufgesetzt. Nicht von ungefähr: In seinen Zwanzigern hat Persicke selbst mehrjährig in einem solchen Betrieb im Ersatzteilhandel und Außendienst gearbeitet und kennt die Herausforderungen dieses Berufsstands zumindest ein wenig. Auch danach betreute er Kunden aus dem Segment. Um den jeweils individuellen Risiko-Mix der oft sehr unterschiedlichen Betriebe abdecken zu können, arbeitet Persicke als unabhängiger Makler mit verschiedenen Versicherern zusammen, darunter ein großer norddeutscher Anbieter. Ergebnis ist ein passgenau zugeschnittenes Konzept. Im Zentrum steht dabei immer die persönliche und langfristige Betreuung mit Blick auf die großen Herausforderungen im sich wandelnden Marktumfeld.

Aus versicherungstechnischer Sicht sind das für Persicke aktuell das wachsende Akkugeschäft und die damit verbundenen, steigenden Brandrisiken in den Motoristen-Fachgeschäften und Werkstätten . Unter anderem zu diesem Thema hätte der Versicherungsprofi auf dem 10. Motoristen-Kongress in Bamberg, der leider kurzfristig verschoben werden musste, referiert. Auch das Thema Unterversicherung schwingt laut Persicke vor diesem Hintergrund latent mit. Ebenso wichtige und nicht zu vernachlässigende Topics, gerade wenn es um den wachsenden Service-Bereich geht: die erwähnten Sachverhalte Arbeiten auf fremden Grundstücken, Umwelthaftpflicht/Umweltschaden, Schäden am Kundeneigentum sowie diverse Sachwertversicherungen, unter anderem der Versicherungsschutz gegen grobe Fahrlässigkeit.

zuletzt editiert am 26.03.2021