Ingo Bein und Christian Frey posieren - auf Rasentraktoren sitzend - vor Ihrem Geschäft.
Die „Motoristen des Jahres 2023“ Ingo Bein und Christian Frey zeigen sich auch angesichts vieler aktueller Herausforderungen gelassen. (Quelle: RM Handelsmedien)

14. August 2023 Prämierte Motoristen im Macher-Modus

Im Juni stand für Motorist der Besuch bei Ingo Bein und Christian Frey, dem „Motorist des Jahres 2023“- Duo, im Westerwald an. Ein großes Aufgebot gab es auf Wunsch der Ausgezeichneten diesmal nicht, auch keinen umfassenden Store-Report, denn dieser war ja bereits im April 2021 erschienen. Stattdessen traf man sich zum Unternehmer-Gespräch über das, was vor Ort bewegt. Mit überraschenden Einsichten.

Klappern gehört zum Handwerk. Tut man in diesem Sinne jedoch zu viel des Guten, hat das auch seine Tücken. Denn Geister, die man ruft, muss man im Zaum halten können – oder lebensnäher gesprochen – Kunden, die man auf den Plan ruft, zufriedenstellen. Und das ist bei einer Betriebsgröße „x“ und einem Personalstamm „y“ eben nur begrenzt möglich. Und warum Landrat, Bürgermeister, Gemeindegrößen und -presse anlässlich einer publikumswirksamen Preisübergabe zusammenbringen, wenn dafür aufgrund der starken Nachfrage nach Gartenprodukten aktuell keine Zeit ist? So argumentierten Ingo Bein und Christian Frey beim Besuch von Motorist in ihrem Hauptstandort in Dernbach am 30. Juni anlässlich der bereits im Februar auf dem Motoristen-Kongress in Frankfurt erfolgten Auszeichnung zum „Motorist des Jahres 2023“, zu der ja auch die entsprechende Publicity vor Ort gehört. Doch während ihre Vorgänger:innen aus den letzten drei Jahren dies zum Anlass für ein großes Event vor Ort nahmen, hieß es bei den Geschäftsführern der Gartenwelt Frey GmbH & Co. KG an besagtem letzten Juni-Freitag „Business as usual“: Im Laden zwischen noch aus- und umzuräumender Ware sowie Lagerpaletten dominierte das Kommen und Gehen der lokalen Kundschaft und die beiden Motoristen des Jahres präsentieren sich im Macher-Modus. Nicht ohne Grund: Gerade nämlich herrscht Personalmangel bei Gartenwelt Frey, weil sich die Installateurin für Mähroboter aus gesundheitlichen Gründen umorientiert und zwei Azubis hingeschmissen haben. Sie hätten nach einem Jahr Lust auf ,,etwas Neues“, so deren Begründung. Ein anderes Teammitglied ist aus privatem Anlass auf dem Sprung in die Niederlande.

Not zur Tugend gemacht

Wobei wir direkt bei einem ersten zentralen Thema wären, das Motoristen beschäftigt, nämlich der notorischen Mitarbeiternot. Ingo Bein und Christian Frey haben darauf ihre ganz eigene Antwort, die jedoch keineswegs auf das Beklagen des Zustands hinausläuft. „In gewisser Weise kommt uns die Personalfluktuation auf der Kostenseite sogar zugute“, sagt Bein, der die Not zur Tugend macht und die abgegangene Roboterinstallateurin kurzerhand selbst ersetzt. Ob das nicht kurzsichtig sei und auf Dauer gar nicht durchzuhalten? Bein findet, nein: „Dann installieren wir in diesem Jahr halt weniger Roboter.“ Interessant seien die Margen im Verkauf bei den meisten Fabrikaten ohnehin nicht mehr. Der Onlinehandel ist dort ein Preistreiber. Man müsse sich da schon fragen, wo man noch hin will.  Auf jeden Fall weniger Rabatte geben, lautet eine pragmatische Antwort der beiden Motoristen des Jahres 2023. Oder aber mehr Zubehör verkaufen.

Engpässe nutzen

Was die Werkstattanfragen angeht, hätten die umliegenden Fachhändler bereits Annahmestopps verhängt. Der Zulauf sei bei Frey daher auch hier gerade groß. Das sei grundsätzlich eine gute Möglichkeit, noch einmal über veränderte Servicepauschalen nachzudenken, findet Bein. „Seit wir im letzten Jahr auf Pauschalen umgestellt haben, hatten wir so gut wie keine Reklamationen mehr, was z.B. die Fahrtkosten anbelangt“, ergänzt sein Geschäftsführer-Kollege Christian Frey. Pauschalen seien für den Endkunden verbindlich und transparent.

Service statt Verkauf?

Und wer weiß? Vielleicht ist das die Zukunft – ein reines Servicegeschäft ganz ohne Neugeräteverkauf? Auch eine Ausweitung des Angebots in Richtung GaLaBau mit Gewerken wie Bewässerung können sich Bein und Frey vorstellen. Was die aktuelle Saison angeht, ist man noch entspannt, auch wenn sich bereits jetzt ein leicht niedrigerer Umsatz abzeichnet als in den Vorjahren. Dies allerdings bei leicht erhöhter Marge. Kritisch sieht insbesondere Ingo Bein vor diesem Hintergrund die Frühbezüge: Nach den angespannten Verfügbarkeiten in den letzten beiden Jahren pumpe die Industrie den Handel gerade mit Ware voll, die angesichts der konjunkturellen und klimatischen Situation aktuell jedoch nicht abfließen kann. Doch „was nützen mir Frühbezüge, wenn ich die Ware innerhalb der Valuta nicht losbekomme?“, fragt Bein. Gartenwelt Frey hat daher bereits Ware an seine Lieferanten zurückgeschickt und Aufträge storniert. „Die Hersteller liefern Waren, welche im März kommen sollen, erst im Juli. Das vereinbarte Zahlungsziel von 5 Monaten wird dann aber nicht mehr eingehalten“, beklagt das ausgezeichnete Motoristen-Duo.

Weniger ist mehr

Vor diesem Hintergrund stellt sich für beide auch die generelle Sortimentsfrage. „Weniger ist mehr“, lautet hier die Devise. Man brauche keine 5 verschiedene Rasenmäher in einer Schnittbreite, sondern lediglich 1 oder 2 Modelle und auch keine Exoten. Neu eingestiegen ist Gartenwelt Frey als etablierter Husqvarna- und Stihl-Händler bei Kress und dies nun auch als Commercial Partner - nicht nur, aber auch wegen des Kommissionsmodells. Demnächst will man vor diesem Hintergrund einen Commercial Day für Kommunen veranstalten. Doch zunächst stand erst einmal ein Fotoshooting mit dem Team im Juli an. Auch die Auslobung zum „Motorist des Jahres 2023“ war dort Thema, Motto: „Wir sind ausgezeichnet.“ Ein bisschen was hält man also schon auf Publicity, aber eben genau so, wie es für die Gartenwelt Frey passt: lokal verbunden und bodenständig.

zuletzt editiert am 14.08.2023