2020 war Corona-bedingt ein Boom-Jahr für den Onlinehandel. In diesem Jahr werden die Unternehmen nach Einschätzung des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh) mit verkauften Waren und Dienstleistungen erstmals die Grenze von 100 Milliarden Euro überspringen.
Vor allem im Warenhandel erwarte die Branche nach dem kräftigen Wachstum im Corona-Jahr 2020 auch im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 12,5 Prozent, sagte bevh-Präsident Gero Furchheim bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung des Handels hin zum E-Commerce deutlich beschleunigt.” Das Einkaufen im Internet sei inzwischen tief in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Fast jeder dritte Onlinekäufer sei im vergangenen Jahr älter als 60 Jahre gewesen, so Furchheim mit Blick auf eine Verbraucherstudie des Verbandes, für die 2020 insgesamt 40.000 Personen befragt wurden. Vor Jahresfrist lag der Umsatzanteil in dieser Altersgruppe noch unter einem Viertel.
Im vergangenen Jahr bescherten die Corona-Krise und die damit verbundene zeitweise Schließung vieler Geschäfte in den Innenstädten dem Online-Handel einen kräftigen Sprung. Insgesamt stiegen die Brutto-Umsätze der E-Commerce-Händler mit Waren um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Mehr als jeder achte Euro, den die Haushalte in Deutschland für Waren ausgaben, sei damit in den Kassen der Online-Händler gelandet, so Furchheim. Besonders dynamisch entwickelte sich die Nachfrage bei Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Drogeriewaren, aber auch bei Medikamenten. Die Umsätze mit Dienstleistungen wie Reisebuchungen oder Ticketverkauf halbierten sich dagegen auf gut 9 Milliarden Euro.
Auch wenn 2021 die Pandemie überwunden werden sollte, geht der Verband davon aus, dass der Onlinehandel einen großen Teil der Corona-bedingten zusätzlichen Nachfrage wird halten können. Schließlich wollten drei von vier Kunden künftig der Umfrage zufolge genauso viel oder mehr online einkaufen.
Angesichts des boomenden Onlinehandels fordert der bevh einen Perspektivwechsel von Politik und Gesellschaft: „E-Commerce und seine Prozesse sind künftig die Basis, von der aus Kunden ihren Einkauf beginnen“, meint Furchheim. „Die Innenstädte und der Einzelhandel brauchen dieses digitale Fundament, um mit ihren stationären Angeboten den Kunden noch Mehrwerte zu bieten. Die Stadtentwicklung muss sich dieser Realität endlich stellen und diejenigen konsequent einbinden, die den neuen Handel gestalten.“