Am 18. Juni öffnet die demopark in Eisenach ihre Tore. Motorist sprach bereits im April mit Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik und in dieser Funktion auch Direktor der demopark, über die Top-Themen der Branchenschau und Trends, die den Markt der Flächen- und Golfplatzpflege darüber hinaus bewegen.
Herr Dr. Ehrhard, in wenigen Tagen öffnet die demopark ihre Tore. Gleichzeitig ist es die erste, die Sie in Ihrem Amt als Geschäftsführer der VDMA Landtechnik verantworten. Mit welchen Erwartungen sehen Sie der Messe entgegen?
Zunächst einmal mit ganz viel Neugier und Vorfreude auf eine in ihrer Gesamtheit tolle Veranstaltung - schon alleine vor dem Hintergrund, dass wir nach der langen pandemiebedingten Pause sowohl bei den Ausstellern als auch den Besuchern eine große Freude ausmachen, dass die demopark endlich wieder stattfindet. Doch auch inhaltlich hat die Messe viel zu bieten, wir gehen daher fest davon aus, dass sie ein echter Erfolg wird. Auch, weil wir unseren Markenkern zum Motto machen und Innovationen live erlebbar. Und davon gibt es in Eisenach jede Menge angesichts der Zahl von rund 400 nationalen und internationalen Ausstellern aus 14 europäischen und außereuropäischen Ländern.
Welche Trends verdienen es, auf dem Freigelände in Eisenach besonders in Augenschein genommen zu werden?
Natürlich bildet die demopark alle relevanten Trends und Produkte der Branche ab, nicht nur an den einzelnen Ständen, sondern auch im Rahmen der Sonderschau Rasen oder des Kommunaltages am 21. Juni. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr aber auch auf der Digitalisierung und Automatisierung. Aspekte wie die digitale Vernetzung, Echtzeitüberwachung und Autonomie werden für die effiziente Grünpflege immer wichtiger. Effizienz ist ohnehin ein zentrales Thema in unserem Segment, in das die Kosteneinsparung ebenso hineinspielt wie der Fachkräftemangel. Die Prozesse in der Grünpflege effizienter zu gestalten, ist daher eine wirklich spannende Aufgabe für die Betriebe, die die Technik einsetzen, und ebenso für unsere Aussteller, die mit ihren Innovationen zu noch mehr Effizienz beitragen. Nicht umsonst haben sich in diesem Jahr mehr als 100 innovative Maschinen, Geräte und Software-Tools für Kommunen, Grünflächenpflege und Golfplatzbau am demopark-Neuheitenwettbewerb beteiligt. 16 davon werden im Juni mit den begehrten Innovationsmedaillen in Gold und Silber ausgezeichnet.
Schon im Vorfeld hatten Sie auf gewachsene Anforderungen an die Flexibilität der Maschinen und Aspekte wie Automatisierung, Sensorik, digitale Operativität und den Trend zur Elektrifizierung hingewiesen. Ist die Branche grundsätzlich im Wandel? Und wie gut gerüstet ist die Industrie?
Definitiv sehen wir unserer Branche wie viele andere im Wandel. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau und der Landtechnik haben die Diskussion um fossile Energieträger, den reduzierten Einsatz von Chemie, Dünger und Pflanzenschutz und der Ressourcenschutz generell an Fahrt aufgenommen, ebenso die Elektrifizierung. Im VDMA hat man sich der Herausforderung schon sehr früh und konsequent angenommen, etwa in der Forschung und Entwicklung. Benötigt werden aber auch verlässliche Rahmenbedingungen und Technologieoffenheit seitens der Politik.
Wo würden Sie sich hier noch mehr Unterstützung wünschen?
Bisweilen fehlt es mitunter am ehrlichen Diskurs hinsichtlich der Systemgrenzen. Der reine Tank-to-Wheel Ansatz greift zum Beispiel mit Blick auf die Landtechnik zu kurz und bietet keinen fairen Vergleich. Das zeigt sich auch in der Diskussion um alternative biologische Kraftstoffe und E-Fuels. Gerade die biologischen HVO (Hydrotreated Vegetable Oils) Kraftstoffe wären eine gute Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Auch, um nicht nur auf einen Energieträger zu setzen. Wir benötigen den Mix. Man muss sich immer die Frage stellen: Wer benötigt was, wo und für welchen Einsatzzweck? Auch die Akkutechnik eignet sich nicht immer als Antriebsart, obwohl wir auf der demopark schon sehr leistungsstarke Lösungen sehen werden.
Wie sieht es aus mit einem anderen Phänomen, nämlich Shareconomy. Spielt das Thema für Ihre Mitgliedsunternehmen eine Rolle?
Shareconomy ist in der Landtechnik eigentlich kein neuer Ansatz. Die Investitionen für landtechnisches Gerät sind hoch, die Einsatzzeiten zwar intensiv, aber saisonal begrenzt. Das macht das Ausleihen durchaus attraktiv. Von einem Trend würde ich aber nicht sprechen. Anders sieht es vielleicht bei der Grünpflege und Gartentechnik aus, wo wir zunehmend auch Mietmodelle sehen.
Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr im Amt, das Sie nicht gerade in einer einfachen Zeit übernommen haben, wie lautet Ihr Resümee?
Natürlich war das vergangene Jahr herausfordernd durch die auslaufende Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen wie gestiegenen Energiekosten und der Lieferproblematik. Was die Zuliefersituation und die zwischenzeitlich sehr angespannte Beschaffungssituation angeht, erleben wir zuletzt zum Glück eine Entspannung. Aus persönlicher Sicht kann ich sagen, dass ich mit vielen spannenden Themen zu tun habe und es mir unheimlichen Spaß macht. Gerade der Maschinen- und Anlagenbau kann einen großen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Auch deswegen freue ich mich auf die demopark.
