Kommentar Husqvarna hat als Beschwerdeträger bei der Europäischen Kommission ein Antidumpingverfahren für chinesische Mähroboter ins Rollen gebracht. Im Markt führt dies zu geteilten Reaktionen. Auch Motorist hat eine klare Meinung.
Am 19. November hat die Europäischen Kommission (EK) im Amtsblatt der Europäischen Union bekanntgegeben, dass sie ein Antidumpingverfahren betreffend chinesischer Mähroboter eingeleitet hat. Zugrunde lagen Beschwerden, die der tschechische Ableger von Husqvarna vorgebracht hatte und die die EK für ausreichend genug hielt, ein solches Verfahren anzustrengen. Über einen Zeitraum von maximal 14 Monaten wird man nun unter Einbeziehung etlicher Marktpartner und -stimmen prüfen, ob im Falle von in China produzierten Mährobotern, die auf den europäischen Markt eingeführt werden, Dumping vorliegt. Sollte dies der Fall sein, wird weiterhin geprüft, ob ein solches Dumping den europäischen Markt schädigt, bzw. für diesen von Nachteil ist. Etliche Fachhändler goutierten die Maßnahme prompt: „Richtig so. Ist auch für viele Fachhändler nicht mehr schön, was der Chinese macht“ oder „Endlich, wurde ja auch Zeit“ lauteten die einschlägigen Kommentare. Und das ist aus spontaner Fachhandelssicht und menschlicher Warte vielleicht auch verständlich. Denn angesichts des Preisverhaus innerhalb der Kategorie liegen die Nerven mancherorts blank: Der pure Mengendruck immer neuer Modelle aus dem Reich der Mitte, die nur einen Bruchteil angestammter Markenfabrikate kosten, dabei wohl gemerkt aber eine Menge können, lässt die Margen schwinden. Und das schmerzt. Denn der Fachhandel setzt auf Service und hält hierfür Strukturen vor, die bezahlt sein wollen. An kleinen Spannen verdient er nicht. So begrüßen etliche den Vorstoß von Husqvarna und hoffen auf ein Durchgreifen. Zölle auf chinesische Mähroboter, das wäre doch was!
Doch ist das nicht zu kurz gedacht? Motorist findet: definitiv! Betrachten wir das Ganze noch einmal genau: Husqvarna hat seine Beschwerde vorgebracht und damit ein Initial gesetzt. Doch wofür? Zunächst wird die Europäische Kommission im Rahme des Antidumpingverfahrens nun die Umstände prüfen und das über Monate hinweg. Kommt sie zu dem Schluss, dass Dumping vorliegt – was derzeit noch keineswegs gesagt werden kann, schließt sich eine weitere Betrachtung an, nämlich die, ob ein solches vermeintliches Dumping dem europäischen Markt schadet. Sollte dies bejaht werden, könnten Zölle folgen, auch während die Untersuchung noch läuft, und sogar rückwirkend erhoben werden. Doch wie wahrscheinlich ist das? Zölle sind ein mächtiges Instrument. Die EK wird daher sehr genau abwägen, wann es sich lohnt, diese Karte zu ziehen und prüfen, welche Partikularinteressen darüber hinaus tangiert sein könnten. Zumal es europäische Zölle wären, keine deutschen, und mal ehrlich: Welche Rolle spielen Mähroboter in Griechenland, Spanien, Bulgarien, Kroatien, Portugal, Rumänien, der Slowakei, Ungarn oder Zypern? Auch dies sind Länder der Europäischen Union, denen das Thema herzlich egal sein dürfte und die mit Blick auf China vielleicht noch ganz andere Interessen ins Spiel bringen. Motorist wagt daher die These, dass das Ganze ausgehen könnte wie das Hornberger Schießen.
Viel schlimmer: Husqvarna läuft Gefahr, dass der Schuss bildlich gesprochen nach hinten losgeht. Denn wenn die chinesischen Fabrikate bisher nicht alarmiert waren, so sind sie es jetzt. Und wer das chinesische Tempo kennt, der weiß, dass man sich sehr schnell auf etwaige Herausforderungen einstellen wird. Schon ist man dem Vernehmen nach eifrig dabei, die vorbestellte Ware entsprechend außer Landes zu lagern. Die Frühbezüge sollen gesichert sein. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen US-Zölle produzieren einige Hersteller bereits in Ländern wie Vietnam. Zölle auf chinesische Ausfuhren? Tangiert sie dann nicht mehr. Und selbst wenn doch: Welche Player hofft man durch die Einfuhrbeschränkungen denn im Zaum zu halten? Jene, die gerade in einer Vielzahl aus sämtlichen Home-Elektronik-Ecken auf den Mährobotikmarkt drängen? Diese Flut, ist Motorist überzeugt, bereinigt sich mit der Zeit von allein. Und ist das der Wettbewerb, an dem sich Husqvarna misst? Wohl kaum. Oder geht es doch auch um die in Baumärkten nicht mehr ganz so gut gelistete Schwestermarke Gardena, die unter chinesischen Wettbewerbern leidet? Selbst wenn Husqvarna den Anspruch verfolgt, mithilfe der Europäischen Kommission das Preisniveau für die gesamte Kategorie wieder nach oben zu schrauben - was ja ehrenhaft wäre - dürfte dies so nicht funktionieren. Zu erwarten ist eher, dass die Lagerhäuser zum Saisonstart mit nun hastig verschifften Mährobotern chinesischer Produktion gut gefüllt sein werden. Auch das kann je nach Witterung zu einer Preisschlacht führen. Onehin: Jene Fabrikate, die in der Funktionalität und dem Fachhandelsanspruch einem Premiumanbieter wie Husqvarna gleichkommen, würden Zölle vermutlich sowieso nicht tangieren, denn sie agieren weitgehend konform. Und das ist gut so. Auch für den Fachhandel, der sich aktiv für Alternativen entscheiden können sollte, zumal wenn diese auf fairem Wettbewerb basieren und ihm lohnende Umsätze und Spannen eintragen. Noch ist offen, wie das Antidumpingverfahren ausgeht. Schon jetzt bleibt mancherorts Irritation. Auch bei Husqvarna Fachhändlern, die den Vorstoß als Imageverlust der Marke werten. Und das kann doch keiner wollen.
Dranbleiben, mit Motorist!
Unser Newsletter informiert Sie 14-tägig über aktuelle Themen und die wichtigsten Ereignisse aus der Motoristen-Branche.
