Der VDMA Landtechnik dringt vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Kraftstoffstrategie auf die Förderung alternativer Antriebe und Kraftstoffe wie HVO und Biodiesel. Ein entsprechendes Positionspapier hat der Branchenverband dieser Tage in Berlin vorgestellt.
Die Landmaschinen- und Traktorenindustrie spielt für die klimaneutrale Landwirtschaft von morgen eine entscheidende Rolle. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, ist aber auch Klarheit in der Treibstofffrage nötig. „Wir brauchen eine nachhaltige Kraftstoffstrategie für die Landwirtschaft. Dabei gilt es, spürbare Anreize für den Einsatz biogener und synthetischer Kraftstoffe zu setzen. Denn für den Betrieb leistungsstarker Landtechnik ist der Verbrennungsmotor auch künftig unverzichtbar“, argumentierte Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik, anlässlich der Vorstellung eines Positionspapiers zu alternativen Antriebs- und Kraftstoffoptionen vor Fachpolitikern in Berlin.
Klimaschutzpotential optimal ausschöpfen
Um CO2-Emissionen schnellstmöglich reduzieren zu können, sind laut dem Branchenverband klimaneutrale flüssige Kraftstoffe die beste Lösung. Dazu müssten alle aktuell verfügbaren Kraftstoffoptionen gezogen werden. „Das breite Spektrum landwirtschaftlicher Anwendungen macht eine einsatzspezifische Auswahl geeigneter Antriebssysteme zwingend erforderlich. Nachhaltige Kraftstoffe und batterieelektrische Antriebe müssen passgenau genutzt werden, um ihr Klimaschutzpotential optimal auszuschöpfen“, erläuterte Ehrhard.
Die richtigen Anreize schaffen
Im politischen Berlin trifft diese Position in der Breite auf fruchtbaren Boden. „Die Zukunft des Antriebs auf Straßen, aber auch auf Feldern und Höfen beruht auf einem intelligenten Energiemix. Das heißt, wir brauchen Technologieoffenheit anstelle von Restriktionen“, sagte Dr. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion im offenen Dialog mit den Verbands- und Industrievertretern. Johannes Schätzl vom Koalitionspartner SPD teilte diese Einschätzung, verwies zugleich jedoch darauf, dass Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft eines ganzheitlichen Ansatzes bedürfe, der nicht nur den Maschineneinsatz, sondern auch digitale Vernetzung und die Betriebsführung integriere. „Daher werden wir künftig noch viel stärker als bisher in das digitale Know-how der Landwirte investieren müssen“, sagte er.
Bislang Umsetzungsproblem
Dieser Lagebeschreibung schlosss sich Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zwar grundsätzlich an, ergänzte jedoch: „In der Diagnose sind wir uns weitgehend einig; es handelt sich also nicht um ein Erkenntnis-, sondern um ein Umsetzungsproblem. Deshalb muss die Bundesregierung jetzt schnell ins Handeln kommen und die richtigen Anreize und Rahmenbedingungen für die Landwirte und Lohnunternehmer schaffen“, forderte der gelernte Landwirtschaftsmeister.
HVO und Biodiesel
Konkrete Handlungsmöglichkeiten bieten sich der Landwirtschaft schon jetzt in großer Zahl. Klar ist dabei: Für Landmaschinen und Traktoren im ackerbaulichen Einsatz bleiben flüssige Energieträger unverzichtbar. Eine vielversprechende und am Markt verfügbare Option sind hydrierte Pflanzenöle aus Reststoffen – HVO genannt. Mit ihnen könnten schon heute bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilen Treibstoffen eingespart werden, direkt und ohne Umwege. Daneben gilt Biodiesel, auch aus heimischer Produktion, als vielversprechende Ergänzung des klimafreundlichen Kraftstoffportfolios von morgen. „Sicher ist aber auch, dass wir in Zukunft synthetische Kraftstoffe aus grünem Strom erleben werden. Sie sehen also: Der CO2-freie Energiemix von morgen ist bunt und vielfältig – und er hat eine unmittelbare Wirkung – auch und gerade für die Bestandsflotte“, erläuterte Ehrhard.
Elektroantriebe primär für Hofanwendungen
Batterieelektrische Antriebe eignen sich laut VDMA Landtechnik dagegen in erster Linie für den hofnahen Einsatz und für Sonderkulturen, während leistungsstarke und hocheffiziente Traktoren für schwere Feldarbeiten sowie Erntemaschinen für Feldfrüchte, Grünfutter und Heu anforderungsbedingt nicht elektrifiziert werden können. Die Leistungsgrenze für elektrisch betriebene Landtechnik liegt nach dessen Einschätzung bei 100 Kilowatt.
